Auf den ersten Blick sind Blasen sichtbar, Sprechblasen vielleicht, locker und fröhlich in weichen Formen und warmen Farben ausgefüllt. Bald blickt das Bild zurück: Äuglein, kleine eckige Gesichter darin? Das Schuhregal! Nein, der Balkonsitz. Bald erkannt: da sind Schablonen, Schablonen aus metallenen Verbindungsstücken, verschiedenste Formen. Umrandet und gehalten in einer Farbenblase auf Papier.
Mit Materialkonstrasten beschäftigt sich Sophie Heck vielfach in ihren künstlerischen Arbeiten – hier bringt sie weiches Papier und kühles, funktionales Metall zueinander. Papier, das sich anbietet für all die Schreibenden, Zeichnenden, Notierenden. Papier, das bereitwillig wartet, oft platt und unbeweglich daliegt. Papier, das auf den Umfang von zwei Dimensionen eingehegt bleibt, damit Poetisches ungestört in seine Fasern hineinsinken kann. Metallene Verbindungsstücke, die ebenfalls auf Nutzbarmachung warten, fordern ihre Benutzer anders heraus. Sie locken den, der sie ergreift, mit ihrer Bereitschaft, den Raum zu formen, die dritte Dimension auszukosten, das Nutzlose endlich nützlich zu machen. Lose herumliegender Kruscht wird zu ansehnlichen Dekorationen verschraubt, auch entstehen brauchbare Kästen, stabile Regale, wetterfeste Balkongarnituren.
Doch für herumliegendes Papier wie für gelöchertes Metall gilt gleichermaßen, dass sie erst durch uns, die schon Poesie und Konstruktion vorausahnen, zu dem haltenden Material werden können, auf das wir angewiesen sind. Diesen Moment der um Halt ringenden Vorausahnung, den anhebenden Mut, dass die Ahnung eines Gedichts und die unsichtbare Idee eines Bauwerks tatsächlich in eine Form zu überführen wären, ist in „Metallverschweißtes Papier“ aufgehoben. Sanfte Farben, weiches Fließen, zartes Umgrenzen, ein Aneinander-Festhalten: all das drängt sich in dichten Blasen voller Imaginationen in Fläche und Raum hinein. Fröhlich, zutraulich, und frech, ja nahezu mit selbstverständlicher Gelassenheit strahlen die sanft gefärbten Blasen uns an, erinnern nur noch vage an die Leere des weißen Blattes und die nüchterne Kühle des schlichten Baumarktartikels. Zugleich kompakt und leicht-schwebend, den Betrachtenden entgegenkommend, und doch unverkennbar begrenzt, muten sie uns zu, eine zugleich wunderbare wie schreckliche Position anzuerkennen: Wir sind genötigt, immer wieder das zu tun, was im Nachhinein unmöglich scheint: Metall und Papier miteinander zu verschweißen – ohne, dass es brennt.
Sophie Heck, geboren 1993, studierte Bildende Kunst und Germanistik in Münster, Düsseldorf und Berlin. In ihren künstlerischen wie literarischen Arbeiten erkundet sie das Verhältnis von Material zu Medium – in Themenfeldern wie Körperbeziehungen, Gender oder Mensch/Tier-Verhältnissen fragt sie nach den Setzungen, die unseren Alltag durchgrenzen: Was soll als bloßer materialer Ausgangsstoff dienen, was reicht als Medium schon der Transzendenz die Hand? Kritisch wie humorvoll schafft Sophie Heck den Sprung in eine Welt, die sich solch starren Setzungen entgegensetzt. Ihre Arbeiten wurden u.a. in der Kunsthalle Düsseldorf, der Kunsthalle Münster, sowie dem Künstlerhaus Dortmund ausgestellt.
Text von Antonia Kamp